Achtsamkeit statt Autopilot

autor: christian stocker formale & informelle achtsamkeitspraxis
Autopilot

Die Welt wahrnehmen, wie sie ist
Unser „Autopilot“ ermöglicht es uns, mehrere Dinge scheinbar gleichzeitig tun zu können. Auto fahren, dabei telefonieren und einen Kaffee trinken – kein Problem! Der Preis, den wir für dieses Multitasking zahlen, ist allerdings hoch. Wir sind oft nicht wirklich bei der Sache und verpassen dadurch viele wertvolle und wichtige Momente in unserem Leben.

Außerdem ist vielen Menschen nicht bewusst, wie sehr eigene Vorannahmen, Überzeugungen und Gewohnheiten die persönliche Wahrnehmung einfärben, filtern oder gar verzerren können. Die einen fokussieren häufig reflexartig vor allem auf die Schwierigkeiten und Probleme im Leben und auf das, was vermeintlich fehlt. Andere verschließen die Augen vor dem, was unangenehme Gefühle hervorruft und ignorieren Warnzeichen wie zum Beispiel körperliche Schmerzen oder Erschöpfung.  Im MBSR üben die Teilnehmenden, achtsam innezuhalten und diese Tendenzen zu bemerken, mehr im „Hier und Jetzt“ anwesend zu sein und die Dinge so zu sehen, wie sie sind.

 

Achtsam zu sein, heißt, nicht mehr zu bewerten. Oder?
„Achtsamkeit bedeutet, die Aufmerksamkeit absichtlich auf die Erfahrung des gegenwärtigen Momentes zu richten, ohne zu bewerten.“ So kurz und klar Jon Kabat-Zinns Arbeitsdefinition von Achtsamkeit scheint, so missverständlich ist sie leider auch. Häufig wird sie so interpretiert, dass achtsam sein hauptsächlich bedeutet, neutral, das heißt kühl und emotionslos, zu sein, und dass bewerten eher negativ und unachtsam ist. Der Begründer der MBSR-Methode sagt allerdings selbst, dass es nicht darum geht, „nicht mehr zu bewerten“, sondern darum, nicht mehr automatisch zu bewerten, ohne es überhaupt zu bemerken. Zur Achtsamkeitspraxis, wie sie im MBSR vermittelt wird, zählen außerdem weitere innere Haltungen, die sich gegenseitig ergänzen:

  • Anfängergeist: jedem Moment mit Offenheit und Entdeckungsfreude begegnen statt mit Erwartungen, Konzepten und Vorurteilen
  • Akzeptanz: nicht so sehr passives Ertragen, sondern aktives Anerkennen dessen, was in diesem Moment ist
  • Loslassen: den Dingen erlauben, zu sein, wie sie sind. Weder dem hinterherlaufen, was wir haben wollen, noch vor dem weglaufen, was wir nicht haben wollen
  • Vertrauen: Darauf vertrauen, dass unser Körper in seiner natürlichen Weisheit unser Leben unterstützt und unser Geist in jedem Moment zu positiver Veränderung fähig ist
  • Geduld: Viele Dinge entfalten sich von selbst. Diesen Moment (er-)leben, statt ungeduldig auf etwas in der Zukunft zu hoffen.
  • Nichtstreben: etwas im Gewahrsein halten, ohne es verändern zu müssen oder etwas Bestimmtes erreichen zu wollen
  • Dankbarkeit: Wir atmen und leben, ein Wunder, das unser Körper in jedem Moment vollbringt und das wir oft als Selbstverständlichkeit sehen.
  • Großzügigkeit: Sich dem Leben hinzugeben und anderen Menschen zum Glück zu verhelfen, unterstützt unser Gefühl, verbunden zu sein.

Außerdem betont Jon Kabat-Zinn, dass auch die Qualität von Freundlichkeit und Herzenswärme untrennbar mit einer achtsamen Haltung verbunden ist.

 

 

Dieser Artikel erschien in der Ursache\Wirkung №. 116: „Leben, lieben, lachen"

Foto: Dan Lohmar on Unsplash  

 

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